Schuhmacherin

Name Bernadett B.
Alter 42 Jahre, bei Ausbildungsbeginn: 30 Jahre
Region Pongau
FiT Ausbildung Schuhmacherin
Ausbildungsstätte/Firma Schuhatelier Kutweis, Wien
Aktuelle Position selbstständig mit „Die Schusterei“

Warum haben Sie sich für diese Ausbildung entschieden?

Ich habe früher als Speditionskauffrau gearbeitet und dann verschiedene Jobs gemacht, angefangen von Skilehrerin bis hin zur Sennerin. Irgendwann habe ich mir dann gedacht, ich brauche wieder was Beständiges, das mir auch wirklich Spaß macht. Durch meinen Job als Sportartikelverkäuferin bin ich zufällig auf die Ausbildung zur Schuhmacherin gekommen. Mein damaliger Dienstgeber hat Maßschischuhe angefertigt – die wurden geschäumt – und nebenbei hatte er auch eine kleine Schusterwerkstatt. Da habe ich dann ein Schustermesser liegen sehen und wollte wissen, was hinter dem Handwerk Schuhmacher:in steckt.

Daraufhin habe ich mich umgehört und festgestellt, dass es so gut wie keine Lehrstellen in diesem Bereich gab. Da war ich 30 Jahre alt und mir war klar: mit einem Lehrlingsgehalt kann ich nicht über die Runden kommen. So bin ich auf das FiT-Programm des AMS aufmerksam geworden und habe mir gleich eine Lehrstelle gesucht. Das war gar nicht so einfach, weil ich einen Betrieb in Wien ausgesucht hatte, der eigentlich keinen Lehrling ausbilden wollte. Doch meine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt und ich konnte ein Praktikum machen. Mein erstes Paar Schuhe ist so gut gelungen, dass mir der Betrieb einen Lehrplatz angeboten hat. So habe ich dann meine Zelte in Kleinarl abgebrochen, bin nach Wien gezogen und habe mit der 3-jährigen Ausbildung zur Schuhmacherin begonnen.

Was machen Sie in der Arbeit genau?

Ich mache Schuhe nach Maß. Das schaut so aus, dass jede Kundschaft einen eigenen Leisten bekommt, den ich selber modelliere. Vom Pumps bis zum hin zum Bergschuh fertige ich alle Schuhe, ganz individuell. Auch Reparaturen sind Teil meiner Arbeit.

Was brauchen Sie für diese Tätigkeit?

Allem voran Geduld. Natürlich sind auch handwerkliches Geschickt und Einfühlungsvermögen wichtig. Wenn die Kundschaft noch nicht so genau weiß was sie will, muss ich herausfinden was gefällt und was gebraucht wird. Ein gutes Gefühl für Füße ist auch von Vorteil, weil jeder Schuh ganz individuell ist und immer eine neue Herausforderung darstellt. Eine Leidenschaft für diesen Beruf sollte auch nicht fehlen.

Wie hat Ihr Umfeld auf diesen Ausbildungsweg reagiert?

Meine Eltern waren gar nicht überrascht, weil ich doch immer wieder etwas Neues ausprobiert habe. Sie haben mich sehr unterstützt und das gut gefunden, dass ich mich für eine weitere Ausbildung entschieden habe. Meine Bedenken galten eher der Berufsschule, da ich doch mit den „Jungen“ in der Klasse war. Aber die Bedenken haben sich sehr schnell in Wohlgefallen aufgelöst.

Was hat Ihnen diese Ausbildung gebracht?

Das Allerbeste! Mir macht mein Job sehr viel Spaß. Ich machen diesen Job so gerne und das hat auch Lebensqualität gebracht. Ohne FiT wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin.

Was war für Sie die größte Herausforderung?

Ich kann da jetzt gar nichts dazu sagen. Für mich war diese Ausbildung einfach eine sehr schöne Zeit. Ich war insgesamt 8 Jahre bei meinem Ausbildungsbetrieb, davon 3 Jahre in Ausbildung. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich das nicht schaffen kann. Es hat sich herausgestellt: das ist voll mein Ding!

Was war Ihr größtes Erfolgserlebnis?

Das war wirklich der Moment, als ich die Lehrstelle bekommen habe. Der Weg in die Selbstständigkeit war schon noch einmal ein Erfolgserlebnis, aber auch gleichzeitig eine große Herausforderung. Das Selbstständigsein, ohne fixes Einkommen und Kolleg:innen war schon eine große Umstellung. Wie sich herausgestellt hat, war es die richtige Entscheidung und ich kann meinen Traum leben.

Was möchten Sie FiT-Teilnehmerinnen mit auf den Weg geben?

Die Zeit im Kurs unbedingt gut nutzen. Hartnäckig sein, gute Praktika suchen und nicht aufgeben.

Foto: istockphoto.com

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