Betriebslogistikerin

Edit B. war viele Jahre in der Gastronomie tätig. Sie wollte eine neue Herausforderung, die ihren Fähigkeiten besser entsprach: in der Ausbildung zur Betriebslogistikkauffrau hat sie ihren Traumberuf gefunden.

Alter bei Ausbildungsabschluss 41 Jahre
Region Flachgau
FiT Ausbildung LAP Betriebslogistikkauffrau
Ausbildungsstätte/Firma DHL Express Austria GmbH
(über AQUA/Gesellschaft für Aus- und Weiterbildung)
Aktuelle Position/Tätigkeit Exception Handling Agent bei DHL Express Austria

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?

Ich hatte 15 Jahre lang in fünf verschiedenen Ländern in der Gastronomie im Service gearbeitet, aber das wollte ich nicht bis zur Pension machen. Ich überlegte schon länger, was ich machen sollte. Ich organisiere gern, bin schnell und arbeite gern im Team und mit Menschen. Als ich über das AMS zum FiT-Programm kam, wusste ich endlich, wie ich es umsetzen konnte.

Ich war auf der Suche nach einer Herausforderung, wo ich meine Kenntnisse in vier Sprachen einsetzen und etwas „Wichtiges“ machen konnte. Das habe ich dann in der Logistik gefunden, denn wir sorgen ja auch dafür, dass wichtige Sendungen wie Medikamente, Elektrogeräte für Krankenhäuser usw. möglichst schnell bei den Empfängern ankommen.

Was machst du in der Arbeit genau?

Als Exception Handling Agent bin ich verantwortlich für unzustellbare Sendungen. Falls etwas nicht zugestellt werden kann, versuche ich das Problem zu lösen und korrespondiere mit Partnern in verschiedenen Ländern, um die richtigen Adressen von Kunden herauszufinden. Es läuft vorwiegend auf Deutsch und Englisch ab und muss immer schnell gehen.

Außerdem arbeite ich noch als Service Point Agent, wo Kunden Pakete abgeben oder abholen. Wir haben ein umfangreiches Programm zum Nachverfolgen von Sendungen, mit dem Mitarbeiter in 220 Ländern und Gebieten verknüpft sind.

Was braucht man für diese Tätigkeit?

Man muss logisch denken, auf Details achten, oft improvisieren, Probleme schnell lösen und ein Teamplayer sein für den Informationsfluss. Vieles, was ich in der Gastronomie gelernt habe, ist jetzt von Vorteil.

Wie hat dein Umfeld auf diesen Ausbildungsweg reagiert?

Mein Partner und meine Familie haben sich gefreut. Manche waren anfangs skeptisch, ob ich das schaffe und die Deutschkenntnisse ausreichen. Aber jetzt haben alle Respekt. Sogar meine frühere Chefin aus der Gastronomie ist stolz auf mich und freut sich mit mir.

Was hat dir diese Ausbildung gebracht?

Sie hat mir die Welt eröffnet. Ich sehe, wie die Dinge funktionieren, liebe jetzt sogar LKWs, ohne die geht nichts. Ich habe einen kaufmännischen Berufsabschluss und dazu noch die Logistik, also viele Möglichkeiten. Und ich mache Pläne, möchte mich noch weiterentwickeln und Karriere machen. Es hat mir einen richtigen Kick gegeben. Ich habe die Lust am Lernen entdeckt und möchte mich jetzt z. B. noch in Richtung Zoll weiterbilden.

Was war für dich die größte Herausforderung?

Ich habe mir immer gewünscht, noch besser Deutsch zu sprechen, aber es war trotzdem nicht so schwierig. Wir hatten am BFI super Referenten. Und wenn man immer dranbleibt, ist es nicht so schwer. Vor der LAP habe ich eine Woche Urlaub genommen und mich den ganzen Tag nur aufs Lernen konzentriert. Das hat mir dann richtig Spaß gemacht..

Wer bzw. was hat dir geholfen, dein Ziel zu erreichen?

Jeder ein bisschen, aber im Grunde musste ich es selbst pushen. Natürlich wäre es oft angenehm gewesen, abends nicht zweimal wöchentlich zum Kurs zu müssen, sondern mit heißer Schokolade gemütlich daheim zu bleiben. Aber sobald ich das Haus verlassen hatte, war es ok.

Meine Kolleg*innen waren auch sehr nett und hilfsbereit, ich hatte anfangs ja keine Ahnung von den Abläufen. Und meine Einstellung ist: wenn ich ein klares Ziel habe, erreiche ich es.

Was war dein größtes Erfolgserlebnis?

Dass ich die LAP geschafft habe und sogar schon vorher übernommen wurde. Alle wollten, dass ich bleibe.

Was möchtest du anderen FiT-Teilnehmerinnen mit auf den Weg geben?

Habt keine Angst! Nutzt diese Möglichkeit, es ist gerade für Frauen eine super Chance. Ich finde es toll, dass es so etwas gibt. In meiner Heimat Ungarn existiert das nicht.
Das FiT-Programm war für mich ein Geschenk des Himmels. Sonst wäre ich nie so weit gekommen, ich wusste nicht, wie ich es angehen und finanzieren sollte.

Was ist dir sonst noch wichtig zu sagen?

Die Begleitung und Betreuung hat gut funktioniert. Ich bin allen Organisationen, die da mitgewirkt haben, dankbar, dass ich hier in Österreich diese tolle Möglichkeit bekommen habe.

Und wie sieht das der Betrieb?

Wir haben Thomas Feichtner, Supervisor Inbound am Standort Anthering von DHL Express Österreich, gefragt:

Was sind Ihre Erfahrungen mit Frauen in der Logistikbranche?

Wir haben nur positive Erfahrungen. Einerseits gibt es bei uns unterschiedliche Tätigkeitsfelder und andererseits kommt es vor allem auf die Einstellung jedes und jeder Einzelnen an. Das Geschlecht hingegen ist kein entscheidender Faktor für die Entwicklung in unserem Unternehmen. Im Management haben weibliche Führungskräfte bereits einen Anteil von rund einem Drittel, in der Geschäftsführung gibt es gleich viele Frauen wie Männer in Führungsverantwortung.

Wie stehen Sie zu erwachsenen Lehrlingen?

Nicht alle kennen nach der Pflichtschule ihre tatsächliche Berufung. Oftmals ändern sich in diesem Lebensalter noch die Interessen oder man erkennt in einer weiterbildenden Schule schlicht und einfach, dass einem ein praxisorientierter Weg mehr Freude bereitet. Das gilt natürlich auch für Erwachsene, die sich beruflich verändern möchten. Die Lehre kann für die eine oder den anderen der richtige Einstieg in einen neuen Beruf sein.

Was würden Sie einer erwachsenen Frau raten, die eine Lehre im Logistik-Bereich machen möchte? Was ist wichtig? Worauf kommt es an?

Die Logistikbranche bietet viele Möglichkeiten, weshalb es wichtig ist, seine Interessen und Stärken zu kennen. Interessiert man sich eher für Express- oder Standardversand? Arbeitet man lieber im operativen Bereich oder möchte man lieber in der Backline für Kunden da sein? Mit einer Vorstellung, wohin sie sich entwickeln möchten, sowie Engagement in der Praxis steht Frauen nichts im Wege. Und eine Frau sollte sich nicht durch eine vermeintlich von Männern dominierte Branche abschrecken lassen.

Möchten Sie speziell zu Edit B. noch etwas sagen?

Frau Edit B. lernte in unserem Unternehmen im Zuge eines 1,5 Jahre dauernden Praktikums verschiedene Tätigkeitsfelder kennenlernen. Sie hat ihr Praktikum mit vollem Engagement absolviert, weshalb es für uns selbstverständlich war, sie danach einzustellen. Ihre in Theorie und Praxis erlernten Fähigkeiten stellte sie bei der Lehrabschlussprüfung noch einmal unter Beweis und wir sind froh, Edit B. als motivierte Mitarbeiterin bei uns zu haben.

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