Bautechnische Zeichnerin

Name der Teilnehmerin Maria B.
Alter bei Ausbildungsabschluss 38 Jahre
Region Pinzgau
FiT Ausbildung Bautechnische Zeichnerin
Ausbildungsstätte/Firma MJP Saalfelden
Aktuelle Position/Tätigkeit Bautechnische Zeichnerin

Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?

Ich habe in Ungarn das technische Studium zur Siedlungsingenieurin mit dem Bachelor abgeschlossen. In Österreich habe ich wenige Möglichkeiten, in diesem Beruf zu arbeiten und ich wollte einen Job in der Nähe meines Wohnortes. Da tat sich die Ausbildung zur Bautechnischen Zeichnerin auf, in der ich mein technisches Wissen nutzen konnte.

Was machst du in der Arbeit genau?

Wir sind im Tiefbau tätig: ich zeichne Lagepläne und geologische Profile, damit die Auftraggeber:innen sehen können, was wie zu lösen ist. Wenn jemand z. B. ein Haus am Berg bauen möchte, dann muss man sich anschauen, wie die Geologie ist, wie ein Bau möglich ist. Die Geolog:innen geben mir die Informationen und dann zeichne ich ein Profil. Unsere Firma macht auch Bodenerkundungen. Da bekommen wir die Daten von den Geräten und müssen diese dann visualisieren. Manche Kolleg:innen steuern Drohnen, das möchte ich später vielleicht auch einmal machen. Das ist ganz, ganz interessant.

Was braucht man für diese Tätigkeit?

Technisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen sind unumgänglich. Man sollte auch flexibel und geduldig sein, denn es kommt schon öfter vor, dass Pläne fünf oder sechs Mal abgeändert werden, weil sich die Wünsche von Architekt:innen und Kund:innen ändern.

Natürlich muss ich auch Arbeiten machen, die oft sehr ähnlich sind. Aber dann kommt wieder etwas ganz Neues, was ich bis jetzt noch nie gemacht habe. Immer wieder neue Herausforderungen … es wird sozusagen nie langweilig. Auch sollte man gerne im Team arbeiten, vor allem bei Großprojekten. Da werden Fragestellung und Herausforderungen immer im Team besprochen. Eigenständigkeit ist auch wichtig. Oft kommen Kundschaft oder Kolleg:innen mit einer Idee und ich muss dann selbstständig entscheiden und die Wünsche umsetzen.

Grundsätzlich kann ich mir die Arbeitszeiten gut einteilen. Es gibt auch die Möglichkeit von Homeoffice. Das ist mit den Kindern natürlich super. Vor allem, wenn sie krank sind oder in den Ferien.

Wie hat dein Umfeld auf diesen Ausbildungsweg reagiert?

Ich wurde total unterstützt. Es war nicht immer einfach, alles zu organisieren. Aber wir haben es doch geschafft. Eine Zeit lang war es sehr anstrengend, weil ich jeden Tag nach Salzburg fahren musste. Die Berufsschule ist in Salzburg, in Wals. Während der Berufsschulzeit bin ich jeden Tag gependelt. Gott sei Dank hatte ich eine Klassenkameradin aus Kaprun, mit der ich dann gemeinsam gefahren bin.

Was hat dir diese Ausbildung gebracht?

Neue Kenntnisse. Ich habe einiges wiederholt, was ich schon im Studium gelernt hatte. Mein Gefühl war immer, dass ich nur im Baugewerbe arbeiten kann, aber ich habe viel gelernt und weiß jetzt, dass es immer ganz, ganz viele Möglichkeiten gibt. Wenn man schon am Computer zeichnen kann, kann man viel mehr damit machen als nur Bautechnik. Man kann auch ganz andere Sachen entwerfen oder planen. Ich bin durch die Ausbildung nicht auf eine Branche fixiert. Das ist ein gutes Gefühl.

Was war für dich die größte Herausforderung?

In der Schule war die Fachsprache sehr schwierig. Sonst war die Ausbildung nicht so schwer für mich, weil ich nicht bei null angefangen habe. Ich habe auch vorher schon am Computer und freihand gezeichnet, da hatte ich sicher Vorteile. Es gab aber auch Themen, wo ich nicht so geübt war – trotz technischem Verständnis. Durch Internetrecherchen und verstärkten Einsatz habe ich diese Herausforderung auch meistern können und ich habe mich da durchgekämpft. Wir arbeiten meist in 2D-Ansicht, aber man muss sich alles dreidimensional vorstellen können, damit es gezeichnet werden kann.

Wer bzw. was hat dir geholfen, dein Ziel zu erreichen?

In erster Linie mal die Firma. Natürlich auch meine Familie mit den Kindern. Die haben gut verstanden, dass ich in die Schule gehen muss und dass sie jetzt der Papa in die Schule bringt. Auch, dass ich abends oder am Wochenende zeichnen üben musste, war für sie selbstverständlich. Gott sei Dank hatten wir auch eine sehr gute Klassengemeinschaft in der Berufsschule, wo wir uns gegenseitig sehr unterstützt haben.

Natürlich war das AMS und das FIT Programm auch eine große Hilfe, wegen der finanziellen Unterstützung. Aber nicht nur das Finanzielle: Das Programm war total gut, weil des Öfteren habe ich ans Aufgeben gedacht. Meine Kolleginnen aus der Basisqualifizierung haben mich wie Eva und Barbara von Frau & Arbeit dann aber wieder motiviert zum Weitermachen.

Was war dein größtes Erfolgserlebnis?

Ich war zuerst nicht sicher, ob es sich bei mir ausgeht, dass ich Zeit genug habe, um auch gute Noten in der Schule zu bekommen. Das ist mir aber dann doch gelungen. Das war schon ein gutes Gefühl. Dann habe ich die LAP noch mit gutem Erfolg abgeschlossen und das neben dem Haushalt und den Kindern. Da bin ich schon sehr stolz! Das entgegengebrachte Vertrauen meiner Firma ist auch ein großer Erfolg. Ich brauche jetzt meine Arbeiten nicht mehr kontrollieren zu lassen, was ein tolles Gefühl ist.

Was möchtest du anderen FiT-Teilnehmerinnen mit auf den Weg geben?

Nicht aufgeben, nie aufgeben! Wenn man ein Tief hat, sollte man mit Absolventinnen Kontakt aufnehmen. Es wird besser. Man muss die Chance nutzen.

Es wird nicht einfach. Die meisten FiT Frauen sind schon Mütter… Aber man sollte die Möglichkeiten sehen und nicht die Schwierigkeiten. Wenn man ein Ziel hat, soll man dabei bleiben. Es gibt natürlich immer Ausreden … Wichtig ist: Dranbleiben.

Was ist dir sonst noch wichtig zu sagen?

Wenn jemand Unterstützung braucht kann sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen. Oft denken die Frauen, dass Kinder ein Hindernis sind. Aber die Firmen denken oft genau umgekehrt. Frauen, die schon Kinder haben, können sich langfristig gut in die Firma einbringen.

Die Erwartungen die ich vor der FiT-Ausbildung hatte, die wurden alle erfüllt.

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